Aufgrund einer anhaltend rückläufigen Bevölkerungsentwicklung in den letzten Jahren hat sich insbesondere in den sich städtebaulich nicht einfügenden Objekten des industriellen Wohnungsbaus im Hauptort Boitzenburg ein hoher und vor allem struktureller Wohnungsleerstand ergeben, der für die Wohnungsunternehmen nicht dauerhaft tragfähig ist. Deshalb wurden bereits erste Blöcke unter Einsatz von Fördermitteln zurückgebaut.
Bei anderen Gebäuden stellte sich die Frage nach dem Rückbau und dem Umbau von Teilen zu altengerechten und barrierearmen Wohnungen und besonderen Wohnformen mit oder ohne Betreuung. Auch von kommunaler Seite wurde ein Teilrückbau auf eine geringere Geschossigkeit und die Umwandlung in altengerechtes Wohnen favorisiert. Hierfür war eine Analyse der Bevölkerungsentwicklung und eine Bewertung der Bevölkerungsprognosen erforderlich, um geeignete Umsetzungskonzepte zu entwickeln und für deren Umsetzung die benötigten Fördermittel zu beantragen. Unabhängig von der Frage der Wohnraumentwicklung stellte sich die Frage nach der Entwicklung des Ortskerns insgesamt, vor allem vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft, in der die Ermöglichung von Mobilität und die Bereitstellung bzw. Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge an Bedeutung zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund war die dauerhafte Sicherung der Funktionen des Ortskerns als Ort der Grundversorgung eine Herausforde- rung und Chance zugleich. Dafür ist die barrierearme und altersgerechte Umgestaltung des öffentli- chen Raumes ebenso erforderlich wie die Beseitigung von städtebaulichen Missständen und die Neu- gestaltung von brachgefallenen bzw. noch brachfallenden Flächen und Gebäuden. Auch für die Besucher soll damit neben den vielen naturräumlichen Gegebenheiten (Seen, Wälder) sowie herausragenden Sehenswürdigkeiten und Denkmälern (Schloss Boitzenburg, Marstall, Klosterruine, etc.) ein Ortskern mit entsprechender Aufenthaltsqualität entstehen. Im Rahmen des Ortsentwicklungskonzeptes wurde eine Planungswerkstatt mit gemeinsamer Ortsbegehung durchgeführt, bei der die wichtigsten städtebauliche Defizite, Problemstellen und Handlungsbedarfe identifiziert wurden.